Schlauchboot-Aktion auf der Isar

Would You Watch Us Drown Here?

Zwei Aktionen, ein Ziel: Der Schutz von geflüchteten Menschen.

Dass Menschen in Schlauchbooten ihr Leben gefährden müssen, ist ein Skandal. Dass ihnen nach ihrer Ankunft essenzielle Menschenrechte verwehrt werden, ist der nächste Skandal. Besonders verwerflich ist das im Fall der Schutzbedürftigsten: Schwangere Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderung. Mit einer wiederholten Schlauchboot-Aktion auf der Isar und einem Spendentransport nach Griechenland setzen das Kollektiv AK49 gemeinsam mit der Seebrücke Tübingen und Interplast Germany ein Zeichen gegen die fatalen Zustände während und nach der Flucht.  

Im Sommer 2020 hatte sich in Deutschland wieder eine gewisse Alltäglichkeit eingestellt. Die Münchnerinnen und Münchner saßen wieder am wichtigsten Gewässer der Stadt: Unsere reißendes Flüsslein Isar. Sie tranken Bier und Prosecco, ließen den Fluss entspannt an sich vorbeiziehen und erfreuten sich des unbeschwerten Lebens in einer der reichsten Städte der Welt. Gar nicht so weit weg spielte sich in diesem Sommer auch eine andere Alltäglichkeit wieder ein. Im Lieblingsmeer der Deutschen kämpften Menschen um ihr nacktes Überleben. Und während wohl die meisten Isar-Besucher:innen einiges getan hätten, damit ertrinkende Isar-Party-Boot-Feiernde gerettet werden, passiert im Mittelmeer: Nichts.

Darauf wollten wir mit unseren Schlauchbook-Aktion aufmerksam machen. Zweimal ließen wir deshalb an der Wittelsbacherbrücke in München ein schwimmendes Mahnmal ins Wasser: Ein knallgelbes Gummiboot.

Lange waren Schlauchboote auf der Isar ein ganz normales Bild für Münchnerinnen und Münchner zwischen Flaucher und Deutschem Museum. Doch dieses Mal befindet sich auf dem Boot kein grölendes Partyvolk, sondern ein leerer Rollstuhl. Und ein Banner, das die Frage stellt: „Would you watch me drown here?

Im Hintergrund hängt dabei ein sechs mal fünf Meter großes Transparent mit der Aufschrift Leave no one behind!“.  

Mit der Aktion machen wir auf die katastrophale Situation von besonders schutzbedürftigen Menschen wie z.B. Menschen mit Behinderung, Schwangere, kleine Kinder oder alte Menschen, während und besonders auch nach der Flucht aufmerksam. Denn viele der Geflüchteten sind geflohen, weil sie in ihrer Heimat keine Chance auf ein würdevolles Leben hatten. In Europa hätten sie endlich diese Chance – doch stattdessen werden sie weggesperrt und sind (nicht nur) in griechischen Lagern der Willkür der Behörden ausgeliefert.  

Wir klagen Spendenaktion nach Thessaloniki

Ein besonders extremes Beispiel ist ein Lager in der Nähe von Thessaloniki in Griechenland, das für besonders schutzbedürftige Menschen ausgewiesen ist und daher vorwiegend von Frauen, Kinder, Schwangere und Menschen mit Behinderung bewohnt wird. Zwar gibt es in dem Lager eine Krankenstation, jedoch keine Materialien, um diese zu betreiben. Hier können die Menschen also nicht versorgt werden. Außerhalb der Lager gäbe es zwar medizinische Zentren, doch zu diesen haben die Geflüchteten keinen Zugang mehr, seit die griechische Regierung keine Sozialversicherungsausweise mehr an Geflüchtete gibt. Eine untragbare Situation.  

Deshalb organisiert AK49 gemeinsam mit der Seebrücke Tübingen und Interplast Germany e.V. einen Transport essenzieller medizinischer Güter von Deutschland nach Griechenland.

Hier geht’s zum Bericht über den Spendentransport nach Griechenland

Mit unserer Aktion und dem Spendentransport wollen wir Aufmerksamkeit schaffen und selbst aktiv werden.

Beide sind aber auch eine Mahnung an die Politik, endlich aktiv zu werden. Denn eines ist klar: Zwar wird der Transport eine große Hilfe für die direkt Betroffenen sein. Doch es sind die Rahmenbedingungen, die verändert werden müssen, damit Menschen sowohl auf dem Weg nach Europa als auch nach ihrer Ankunft keine menschenunwürdigen Erfahrungen mehr machen müssen.  

Die Süddeutsche Zeitung hat über unsere Aktion berichtet.